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AutorenbildVera Zischke

Bis zum bitteren Ende - darum lieben wir Anti-Helden

Hauptfiguren, die eine negative Charakterentwicklung hinlegen und sich immer tiefer reinreiten in ihr Drama - wollen wir das? Und vor allem: Können wir das unseren Lesern zumuten? Ich verrate euch, welches ungeahnte Potenzial der Anti-Held bietet.

Klären wir erstmal die Grundfrage: Was ist überhaupt eine negative Charakterentwicklung? Es muss nicht gleich der Fall von Anakin Skywalker zu Darth Vader sein. Das können auch Charaktere sein, die am Ende doch weiter an eine Lüge glauben, obwohl sie die Wahrheit gesehen haben. Oder die am Ende zwar wissen, was sie falsch machen, sich aber nicht stark genug fühlen, ihr Verhalten zu ändern.

Dem Untergang geweiht - Beispiele für eine negative Charakter-Entwicklung

Nehmen wir mal wieder ein Beispiel aus dem Film. Walter White in Breaking Bad ist mein Premium-Beispiel für eine negative Charakter-Entwicklung. Er startet als angepasster Chemielehrer, dem das Wohl seiner Familie über alles geht, und endet als brutaler, rücksichtsloser Drogen-Baron. Man könnte fast sagen, dass die Geschichte von Walter White eine moderne Variante von Jekyll und Hyde ist, in der sein Alter Ego Heisenberg immer mehr die Kontrolle übernimmt. Als Zuschauer habe ich darauf gehofft, dass die gute Seite, die immer seltener durchblitzte, am Ende doch noch gewinnt. Tja… wenn man halt das beste Crystal Meth aller Zeiten kocht …

Weitere Beispiele sind Hamlet, Dorian Gray, Travis Bickle in Taxi Driver


Aber jetzt mal ehrlich: Warum sollte man eine negative Charakterentwicklung schreiben? Ganz einfach, weil sie mehr Spielraum lässt! Die positive Entwicklung verläuft immer nach demselben Prinzip: Die Figur startet mit einem Konflikt und wird ihn im Laufe der Geschichte los. Lineare Charaktere haben ein Problem in der Außenwelt, bekämpfen es und bleiben wie sie immer schon waren.

Die negative Entwicklung dagegen kann auf verschiedene Arten ablaufen.


Varianten für die negative Charakter-Entwicklung:

  • Disillusionment Arc: Der Charakter glaubt an eine Lüge, erkennt diese, aber die Wahrheit ist noch viel tragischer. Beispiel: Nick Carraway vom Großen Gatsby

  • The Fall Arc: Der Charakter glaubt bereits zu Beginn an eine Lüge und klammert sich immer fester daran Beispiel: Romeo

  • Corruption Arc: Der Charakter ist zu Beginn ohne Fehlglauben, gerät dann in einen hinein und klammert sich immer fester an ihn Beispiel: Henry Hill in Goodfellas

Anmerkung: „Lüge“ kann ein Fehlglaube jeder Art sein, zum Beispiel auch „ich bin nicht liebenswürdig“ oder „ich bin machtlos“

Okay, jetzt haben wir einen guten Überblick darüber bekommen, wie sich unsere Charaktere entwickeln können (positiv, negativ, linear). Bleibt die Frage: Wer braucht eine Charakterentwicklung? Nur die Hauptfigur? Auch die wichtigsten Nebenfiguren? Oder sind gute Geschichten ein Schachbrett, auf dem am Ende niemand mehr am selben Platz steht? Der Frage gehe ich demnächst an dieser Stelle nach.


Lies auch meine bisherigen Beiträge zum Thema Charakter-Entwicklung:



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