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  • AutorenbildVera Zischke

So schreibst du Dialoge mit Biss

Aktualisiert: 2. Feb. 2023

Na, wie gut sind deine Dialog-Kenntnisse? Schreibst du lebendige Dialoge, die Tempo, Charakter, Witz und Dynamik in deine Geschichten bringen? Die Ironie des Autorinnen-Schicksals ist: In Dialogen geht es ganz oft um das, was nicht gesagt wird. Eine kleine Einführung.


(Foto: Wix)


Erkennt man eure Figuren an der Sprache? Könnt ihr in euren Dialogen den Begleitsatz weglassen und man wüsste trotzdem sofort, wer spricht? Ich bin Journalistin und seien wir ehrlich: Dialog ist nicht gerade meine Stärke. Ich feile oft und lange daran herum, lese es mir laut vor und warte darauf, dass die Figuren ihre eigene Stimme bekommen. Bei manchen ist sie sofort da. Bei anderen quäle ich mich damit herum.

Die wichtigste Lektion habe ich schon gelernt: Dialoge eignen sich nicht zum Infodump. Denn das klingt dann in etwa so:


„Ich gehe mal zu Lydias Büdchen auf der anderen Straßenseite rüber. Brauchst du was?“

„Lydia macht doch mittwochs immer dicht, um zum Salsa-Kurs zu gehen.“

„Wie schön, dass sie immer noch tanzen geht, obwohl ihr Mann vor drei Jahren gestorben ist.“

„Seit auch noch ihr Sohn nach Berlin gezogen ist, ist das Tanzen ihr Ein und Alles.“

Gespräche dienen nicht dem Infodump


Ihr merkt schon, kein Mensch würde sich so unterhalten. Gespräche dienen selten dem reinen Informationsaustausch. Stattdessen werden Andeutungen gemacht, Werturteile gefällt, vor sich hin geredet und Witze gerissen. Infodump-Dialoge sind nicht nur schwer zu lesen. Sie eignen sich auch nicht dazu, die Figuren besser kennenzulernen. Die Sprechenden werden zu Platzhaltern, um Fakten loszuwerden.


Einen der besten Sätze, die ich zum Thema „Dialog“ aufgeschnappt habe, ist der: „In ihren Handlungen zeigen deine Figuren wer sie sind. In den Dialogen zeigen sie, wer sie sein wollen.“

Ich quäle mich manchmal stundenlang damit herum herauszufinden, was meine Figuren in einer bestimmten Situation von sich preisgeben und was sie noch nicht einmal sich selbst eingestehen. Denn mal ehrlich:

Wir kennen alle diese Dialoge, in denen Figuren klingen wie ihre eigenen Psychotherapeuten. Das klingt dann ungefähr so:

„Ich glaube, diese ganze Sache mit der Trennung sitzt mir noch stärker in den Knochen, als ich dachte.“

„Das ist doch nur verständlich, Lisa. Ihr wart so lange zusammen.“

„Ich dachte immer, dass wir füreinander geschaffen sind, aber ich muss endlich realisieren, dass ich nur die Idee von ihm geliebt habe. In Wahrheit will er ganz andere Dinge vom Leben und ich bin so sauer auf mich, dass ich das nicht früher kapiert habe.“

Würde eine authentische Figur so reden? Wohl kaum. Wenn Lisa wütend auf sich selbst ist, ist sie vermutlich gereizt, möchte nicht auf ihren Irrtum angesprochen werden oder möchte die Wut umlegen auf den Ex-Freund. Sie wird mosern, schlechte Stimmung verbreiten und sich möglicherweise über Kleinigkeiten aufregen. Vielleicht zieht sie über ein frisch verliebtes Pärchen im Freundeskreis her. Und am Ende der Szene erfahren wir, dass sie trotzdem noch das romantische Pärchenfoto mit dem Ex-Freund als Hintergrundbildschirm auf dem Handy hat.

Wer sagt schon immer die Wahrheit?


Was ich damit sagen will: Ich gehe prinzipiell davon aus, dass Gesprächspartner Dinge schönreden, verschweigen, sich selbst in ein besseres Licht rücken, Ereignisse gefärbt wiedergeben etc. Das macht das Dialogschreiben manchmal zur Qual. Und dann reden sie ja auch noch aneinander vorbei…

Ich möchte mich in den nächsten Beiträgen intensiver mit dem Thema Dialog auseinander setzen.

Themen sollen sein:

  • wie entwickle ich eine eigene Stimme für eine Figur?

  • welche Rolle spielt die Dynamik zwischen Figuren?

  • Drehbücher bestehen fast nur aus Dialog. Was können wir daraus lernen?

  • dazwischen wird es immer Best-Practice-Beispiele aus Filmen geben, in denen die Dialoge einfach zünden

Als Beispiel dafür, wie genial Dialoge sein können, muss ich immer an ein Gespräch zwischen Mitschülern meines Sohnes denken, das ich auf dem Weg zur Schule aufgeschnappt habe.

Und so war’s:

Kind 1: „Glaubst du eigentlich an Gott?“

Kind 2: „Mein Bruder ist in der Vierten.“

Na, an wen denkt ihr zuerst, wenn ihr nach Gott gefragt werdet?


Möchtest du mehr über richtig Gute Dialoge wissen? Dann lies die bisherigen Teile der Serie:

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