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Hilfe beim Romanschreiben - über Schreibschulen & Co.

Aktualisiert: vor 7 Tagen

Was ist das Schwierigste am Schreiben? Natürlich das Dranbleiben. Für manche ist es schier undenkbar, ohne Hilfe von außen eine Routine zu entwickeln. Anderen tut es nicht gut, zu lange mit ihren Selbstzweifeln allein zu bleiben. Wieder andere wünschen sich ein Art romanbegleitende Ausbildung in Schriftstellerei. Die gute Nachricht: Das alles gibt es. Hier kommen alle Angebote im Überblick.



Wie schafft man es, sich 250 bis 500 Seiten lang an einen roten Faden zu klammern, seine Prämisse im Blick zu behalten, lebendige Figuren zu erschaffen und das Ganze zu einer maximal unterhaltsamen Handlung zu verrühren? Indem man etwas hat, woran man sich festhalten kann, am besten einen anderen Menschen, der diese Quälerei aus eigener Anschauung kennt.


Schreibwerkstätten und Co. können die entscheidenden Stützpfeiler sein, die unser wankendes Selbstvertrauen aufrecht halten. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die nicht nur vom Geldbeutel abhängen, sondern auch von deiner Persönlichkeit. Je besser du weißt, was deinem Schreiben hilft, desto gezielter kannst du dir Hilfe holen. Und wie findest du das raus? Na klar, indem du alles mal ausprobierst.


Ich habe es längst aufgegeben, etwas kategorisch auszuschließen, wenn es ums Schreiben geht. Wenn ich dir jetzt sage, dass ich nie unchronologisch schreiben kann, werde ich im nächsten Projekt garantiert wild durcheinander schreiben. Genauso wie ich vor etwa drei Jahren noch steif und fest behauptet hätte, dass ein Schreibbuddy nichts für mich ist. Du kannst dir denken, was dann passiert ist…


Du willst nicht allein sein mit deinem Roman? Diese Möglichkeiten gibt es:



  1. Schreib-Buddy: Zusammenhalten bis zum letzten Satz

Suche dir jemanden, der auch schreibt und bereit ist, sich regelmäßig mit dir auszutauschen. Es muss niemand sein, der im gleichen Genre schreibt wie du oder gar eine ähnliche Schreibroutine hat. Ich finde es sogar umso bereichernder, je unterschiedlicher man tickt.


Ich habe im Rahmen meiner Montségur-Ausbildung knapp zwei Jahre mit einem Schreibbuddy zusammengearbeitet. Alle paar Wochen haben wir uns neue Textauszüge geschickt, haben uns geschrieben, womit wir hadern, was wir mit einer Szene erreichen wollen, was wir uns fragen und haben uns ehrlich unsere Einschätzungen zum Text und später zum Exposé mitgeteilt.


Das ist nicht nur enorm bereichernd, weil man Feedback zum eigenen Text bekommt, sondern auch extrem beruhigend, weil man hautnah miterlebt, dass andere genauso zweifeln, kurz vor dem Aufgeben sind oder auch kompromisslos Texte umwerfen und Figuren rausstreichen. Einblicke in den Schreibprozess des anderen zu bekommen und die kleinen wie großen Zweifel mit jemandem zu besprechen, der das Gleiche durchmacht, ist enorm hilfreich. Und ein weiterer Vorteil: Es ist so wertvoll, wenn jemand außer dir selbst deine Figuren bis ins Detail kennt und einfach alles versteht, was du in endlosen Sprachnachrichten aufquatschst. An dieser Stelle Dank an Mimi Kylling, die seit einigen Jahren meine WhatsApp-Seelsorge für alle meine Projekte ist und aus einem mir unerfindlichen Grund sämtliche Versionen meiner Figuren in Erinnerung behält.


Ach so, feste Regeln für Schreibbudys gibt’s natürlich nicht. Ob ihr feste Termine (z.B. alle 4 Wochen) mit Zoom Call abmacht oder Austausch nach Bedarf ist eure Angelegenheit.


2. Schreibgruppen: Gemeinsam Platz fürs Schreiben schaffen

Virtuelle Schreibsessions oder Treffen in der realen Welt können helfen, um gemeinsam in eine Routine zu finden und im Alltag Platz fürs Schreiben zu schaffen. Häufig macht man nichts anderes als nebeneinander herzuschreiben. Für viele steigert es die Produktivität erheblich, wenn sie in einer Art konzentrierter Klassenzimmer-Atmosphäre schreiben können.


Solche Gruppen finden sich häufig informell über Instagram, zum Teil läuft das Ganze als Instagram live ab. Auf der Plattform Twitch gibt es gleich mehrere Schreib-Streams, bei denen man Autorinnen beim Tippen zuschaut und sich parallel selbst ransetzen kann.


Lokale Schreibgruppen werden zum Beispiel in literarischen Zeitschriften oder im Schreiber-Newsletter „The Tempest“ annonciert. Sie können aber auch das Ergebnis eines Workshops oder VHS-Kurses sein.


3. freiberufliche Lektorin: nebenbei sein Handwerkszeug lernen

Wenn du dir eine Begleitung wünschst, die gleichzeitig Handwerkszeug rund ums Schreiben vermittelt, kannst du auch mit einer Lektorin zusammenarbeiten. Auch hier bestimmt ihr individuell, wie ihr zusammenarbeiten wollt. So besteht etwa die Möglichkeit, alle paar Wochen das nächste Kapitel zu schicken. Oder ihr besprecht zu festgelegten Zeiten den Textfortschritt. Der Vorteil ist, dass du dran bleibst, denn deine Lektorin hält sich Zeitfenster für dich frei, an die du dich halten musst. Ganz nebenbei bekommst du einen Crashkurs in Textstruktur, Figurenbau und eine Analyse deines Schreibstils. Wenn die Chemie zwischen euch stimmt, kann eine unbezahlbar wertvolle Arbeitsgrundlage für dich entstehen und eine langfristige Zusammenarbeit.



4. Romanbegleitung: Schreibtipps plus Persönlichkeitsentwicklung

Die Romanbegleitung geht meiner Einschätzung nach noch ein wenig über die Lektoratsbegleitung hinaus. Denn hier werden auch persönliche Themen wie Imposter-Syndrom, Angst vor dem Scheitern etc. aufgegriffen und zum Teil mit Hilfe von Coaching-Programmen oder Modellen aus der Psychologie bearbeitet. Klar, auch eine Lektorin wird mit dir an deiner Schreibblockade arbeiten, und längst nicht alle Romanbegleitungen haben eine psychologische oder Coaching-Komponente.


Ich habe aber den Eindruck, dass es in letzter Zeit durchaus ein Trend ist, den Schreibprozess an sich im Rahmen einer solchen Begleitung zu thematisieren und als etwas zu gestalten, was nicht nur dem Roman, sondern auch der eigenen Persönlichkeitsentwicklung dient.


5. Schreibwerkstatt: Fingerübungen und Feedback

Hier geht es nicht unbedingt um dein Romanprojekt, sondern um Schreibübungen und das Feilen am Handwerk. Im Kurs erstellst du Szenen, oder allgemein Textminiaturen zu vorgegebenen Themen. Diese Texte werden dann im Plenum diskutiert. Wer das noch nicht erlebt hat, findet den Gedanken vielleicht befremdlich oder fürchtet den kollektiven Verriss.


Ich habe diese Runden immer als sehr wertschätzend erlebt, denn jeder, der dort sitzt, weiß sehr genau, wie verletzlich man sich mit dem Schreiben macht. Es geht auch nicht darum, Texte in gut oder schlecht einzuteilen, sondern zu erfahren, wie die eigenen Texte auf Außenstehende wirken, sich seinen Stil zu vergegenwärtigen, um daran zu feilen. Und ja, dies ist auch ein guter Ort, um Marotten, die nur man selbst gut findet, loszuwerden.


Schreibwerkstätten finden unter anderem in Bibliotheken statt. Für NRW zum Beispiel gibt es ein Verzeichnis unter schreibland-nrw.de.


  1. Autorenschule: eine berufsbegleitende Ausbildung zur AutorIn

Sie heißen Schreibhain, Schule des Schreibens, Autorendock oder Montségur Akademie und bieten umfangreiche, teils langfristig angelegte Seminare an, bei denen Autor:innen andere Autor:innen schulen. Erfahrene und Erfolgreiche vermitteln Modelle und Herangehensweisen, die sich in ihrer täglichen Arbeit als nützlich erwiesen haben.


Das langfristigste Programm scheint mir die Montségur-Akademie zu sein, bei der ich im Jahrgang 2022 als Stipendiatin dabei war. Knapp zwei Jahre lang habe ich mit meinem Jahrgang (insgesamt 6 Autor:innen) Module im Bereich Dramaturgie, Figurenbau, Sprache, Form und Stil belegt und dabei hat jeder an einem eigenen Romanprojekt gearbeitet. Es hat mich ein wenig an meine Journalisten-Ausbildung erinnert. Ich habe mich zum ersten Mal richtig professionell als Autorin fühlen dürfen, habe jeden Austausch mit den anderen unendlich genossen und das Fachwissen aufgesogen, das ich dann für mich in eine Arbeitsweise gießen konnte, die zu mir passt.


Auch beim Schreibhain gibt es eine berufsbegleitende Autorenausbildung mit einem Stipendiumsplatz. Andere Anbieter wie das Autorendock zum Beispiel bieten zum Teil aufeinander aufbauende Seminare an.


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© by Vera Zischke

Porträts: Anna Schwartz

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